Kelsterbach ist als Gewerbestandort sehr gefragt. Das scheint unter den gegebenen Bedingungen nur folgerichtig. Die zentrale Lage in der Metropolregion Rhein-Main, mitten in Deutschland und Europa, der hervorragende Anschluss an das Autobahnnetz, die unmittelbare Nähe zum Frankfurter Flughafen, diese Punkte machen Kelsterbach attraktiv. Besonders für Logistikunternehmen, wie die Gewerbeansiedlungen der letzten Jahre gezeigt haben. Der Gewerbepark Mönchhof belegt dies deutlich.
Allerdings dürfen wir uns auf diesen Punkten nicht ausruhen. Die Stadt ist finanziell auf ein starkes Gewerbe angewiesen. Die Gewerbesteuereinnahmen machten in den letzten Jahren fast 50% des gesamten Steueraufkommens der Stadt aus. Da ist es gefährlich, sich nur als Logistikstandort festzulegen. Die Coronakrise verlief hier atypisch zu anderen Krisen, da sie sich kaum negativ auf die Logistikbranche auswirkte. Andere wirtschaftliche Krisen zeigten in den vergangenen Jahrzehnten, wie sehr die Logistikbranche von einer florierenden Wirtschaft abhängig ist. Selbst kleine Einbrüche in der Wirtschaft haben für die Logistikbranche meist tiefgreifende Folgen.
Das Stichwort heißt hier „Diversität“. Ich möchte erreichen, dass Kelsterbach sich bei der Gewerbeansiedlung breiter aufstellt. Nicht nur als Logistikstandort. Der Dienstleitungssektor oder auch Start-Up-Unternehmen sind wachsende wirtschaftliche Sektoren und auch für sie kann die Lage von Kelsterbach von Vorteil sein. Nicht nur wegen der nahen Verkehrswege, sondern auch die Nähe zum weltgrößten Internetknoten in Frankfurt macht uns attraktiv.
Dafür benötigt es gezielte Investitionen in die Infrastruktur unserer Gewerbegebiete. So muss der Ausbau des Breitbandinternets weiter vorangetrieben werden. Kelsterbach ist hier zwar schon auf einem guten Stand, aber in manchem Gewerbegebiet gibt es noch Nachholbedarf. Dabei ist ein schnelles und zuverlässiges Internet heute für jedes Gewerbe lebensnotwendig. Ebenso ist eine Erschließung der noch freien Flächen in den Gewerbegebieten „Im Taubengrund“, „Staudenäcker“ und „Airport City West“ (ehemaliges Ticona-Gelände) schnellstens anzugehen.
Leider ist die Stadt hier teilweise von externen Partnern abhängig. So etwa beim ehemaligen Ticona-Gelände, der heutigen Airport City West. Hier muss die Fraport eine Bodenbereinigung vornehmen, bevor an eine Erschließung und Vermarktung zu denken ist. Auch zehn Jahre nach Abriss der Chemiefabrik ist hier nichts geschehen. Da die Fraport, bedingt durch die Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Einbruch der Passagierzahlen, momentan einen Sparkurs fährt, ist hier auch in nächster Zukunft leider nicht mit schnellen Maßnahmen zu rechnen. Hier hat es die Stadt versäumt in den wirtschaftlich guten Jahren der Fraport Druck zu machen, um zeitnah in die Vermarktung gehen zu können.
Es benötigt aber auch ein Umdenken in der Verwaltung, Kelsterbach nicht nur als Logistikstandort zu vermarkten. Dies ist zwar momentan auf Grund der Lage Kelsterbachs mit Sicherheit der einfachste Weg, aber nicht zwingend der sinnvollste. Gerade aus finanzpolitischer Sicht ist eine Ansiedlung von Logistikunternehmen nicht sinnvoll. Zwar werden durch den Bau von Hallen mit mehreren 10.000m² Grundfläche schnell die Baulücken in den Gewerbegebieten gefüllt, aber leider benötigt man zum Betrieb dieser Hallen aufgrund der Automatisierung kaum noch Personal. Es werden also auf vergleichsweise großen Flächen relativ wenig sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze geschaffen. Dies wirkt sich in negativer Weise direkt auf die Gewerbesteuer und den Haushalt der Stadt aus. Deswegen ist aus meiner Sicht ein reiner Logistikstandort nicht erstrebenswert für Kelsterbach.
Darüber hinaus möchte ich einen Gewerbestammtisch ins Leben rufen. Dieser sollte halbjährlich stattfinden und so einen regelmäßigen Austausch zwischen dem Gewerbe und dem Bürgermeister ermöglichen. Der Bürgermeister berichtet während dieser Veranstaltung über die Projekte und Planungen der Stadt, die für das hiesige Gewerbe interessant sind und hört sich im Umkehrschluss die Wünsche des einheimischen Gewerbes an.
Kelsterbach ist als Wirtschaftsstandort attraktiv. Ich möchte diesen Standortvorteil stärken und weiterentwickeln, damit das auch in Zukunft so bleibt.