Deutschland ist geprägt durch seine Vereinskultur, so auch Kelsterbach. Das Vereinsleben verbindet unsere Gesellschaft über alle Grenzen hinweg. Egal ob in Sport, Kultur, Musik, Rettungsdienst und Feuerwehr, überall engagieren sich Menschen und das tut unserer Gesellschaft gut. Allein in Kelsterbach sind rund 10.000 Menschen in den über 80 Vereinen aktiv.
Leider ist in den letzten Jahren generell ein Rückgang in vielen Bereichen des Ehrenamtes und des Vereinslebens zu spüren. Die notwendige Flexibilität, die an den Arbeitsplätzen gefordert wird, aber auch ein gesellschaftlicher Wandel, in dem das Individuelle im Vordergrund steht, sind hier verantwortlich. Unsere Gesellschaft lebt von diesen Vereinen und vom Ehrenamt. Stellen Sie sich einmal vor, wie unsere Stadt, ohne Freiwillige Feuerwehr und Rettungsdienste, ohne die Sportvereine, ohne die Kerweborsch und Kleeblatt, ohne den Tierschutz aussehen würde. Unsere Stadt wäre um einiges ärmer.
Kelsterbach hat eine gute Vereinsförderung, was die finanzielle Seite angeht. Für die Zukunft müssen wir uns allerdings fragen, ob das reicht. Welche Wege können wir noch beschreiten? Wie können wir Menschen möglichst früh an die Vereine binden?
Einen neuen Weg, den ich sehe, bieten die Schulträgerschaft und die Nachmittagsbetreuung. Hier könnte man mit den Vereinen zusammen überlegen, welche Angebote es geben könnte, das bestehende Angebot durch die Mitarbeit von Vereinen zu ergänzen und auszubauen.
Ich bin offen für Vorschläge aus den Vereinen. Wichtig ist natürlich der Dialog mit den Bürger*innen. Es hilft nichts Ideen von oben zu initiieren, ohne die Menschen mit einzubeziehen, die es betrifft. Mein Vorschlag soll als Denkanstoß dienen.
Auch das kulturelle Leben in Kelsterbach möchte ich gerne fördern. Wir haben Angebote, etwa das Neujahrskonzert, doch die Stadt könnte noch mehr bieten. In den Sommermonaten könnte ich mir z.B. vorstellen, in der Ruine der Apsis, der halbrunden Ruinenwand neben der Mehrzweckhalle Nord, am Schlossplatz Musik oder Theateraufführungen stattfinden zu lassen. Gerade das vergangene Jahr, in dem Corona viele kulturelle Veranstaltungen hat ausfallen lassen, zeigt uns, wie schön und wichtig das kulturelle Leben ist.
Dazu gehören für mich auch Volksfeste wie Kerb und Altstadtfest oder Weihnachtsmärkte. Ich bin selbst in einem Kerbeverein aufgewachsen und schätze diese Atmosphäre. Das gilt es zu erhalten und weiterzuentwickeln, damit wir unser kulturelles Erbe bewahren.
Ein weiterer Punkt ist das Miteinander. Der demographische Wandel stellt uns hier vor neue Herausforderungen. Die Zahl der Ü65-Jährigen wird in Kelsterbach bis zur Mitte dieses Jahrzehnts auf bis zu 25% der Bevölkerung ansteigen. Da gilt es Möglichkeiten zu schaffen, diesen Menschen das Leben hier in ihrer Heimat, in vertrauter Umgebung weiterhin zu ermöglichen. Die Infrastruktur anzupassen. Angebote anzupassen.
Das geplante Facharztzentrum ist ein wichtiger Schritt. Der Standort auf dem ehemalige ENKA-Gelände ist nicht so zentral wie in der Stadtmitte, wo allerdings der Platz fehlte. Hier muss bei der Verkehrsanbindung des ÖPNV nachgebessert werden.
Überhaupt spielt der ÖPNV für viele ältere Menschen eine wichtige Rolle, um weiterhin am kulturellen und sozialen Leben in Kelsterbach teilzuhaben. Deswegen setze ich mich für einen ÖPNV-on-demand oder ein Anruf-Sammel-Taxi ein. Denn der klassische ÖPNV mit seiner oftmals nur stündlichen Taktung wird hier den Bedürfnissen der Menschen kaum gerecht.
Viele Menschen werden in Zukunft auf Pflege angewiesen sein. Die Pflege- und Seniorenheime sind hier eine Möglichkeit. Es gibt aber auch genügend Menschen, die in den eigen vier Wänden wohnen bleiben möchten. Dafür wird es nötig sein, das Angebot an häuslicher Pflege oder Tagespflegeeinrichtungen weiter auszubauen. Ich möchte im engen Kontakt mit den bisherigen Anbietern schauen, wie wir das ermöglichen und ergänzen können.
Andere Menschen können sich noch allein versorgen, ihnen werden aber die Wohnungen und Häuser, in denen sie bisher lebten, oft zu groß. Mehrgenerationenhäuser war lange Zeit das Modewort, wenn es um die Möglichkeit ging, Senioren ein Leben in vertrauter Umgebung aber in angepassten Wohnungen zu ermöglichen.
Mit der Wohnanlage Atrium in der Dahlienstraße hat man aber auch einen neuen Weg beschritten, nämlich das Mehrgenerationen-Quartier. Dies halte ich sogar für sinnvoller. So können Häuser entsprechend den Bedürfnissen von Senioren gebaut werden, diese werden dann aber in Quartiere eingebettet, in denen auch jüngere Menschen und Familien leben. Ergänzt man dies mit Spielplätzen, Parkanlagen und Sitzgelegenheiten auf öffentlichen Plätzen., schafft man Begegnungsräume. So kommt man ins Gespräch, lernt sich kennen und ist auch mal füreinander da.